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Stewardship: Was verbirgt sich dahinter?

Der Austausch sowie Dialog zwischen börsennotierten Unternehmen und den Investoren hat in den letzten Jahren auch in Kontinentaleuropa zugenommen. Institutionelle Investoren sehen diesen Dialog als eine Art aktive Eigentümerschaft, dem sog. „Stewardship“. Zu Beginn wurde der Dialog zwischen börsennotierten Unternehmen und ihren Investoren hauptsächlich von den institutionellen Investoren vorangetrieben. Mittlerweile ist es jedoch auch so, dass Unternehmen aktiv den Austausch mit ihren Investoren suchen.

Entstehungsgeschichte

Der Ursprung und die Kultur des Stewardship stammen aus dem Vereinigten Königreich. Im Jahr 2010 wurde im Vereinigten Königreich der sog. Stewardship Code eingeführt. Doch ist schon seit der 90er Jahre die aktive Eigentümerrolle für institutionelle Investoren im Vereinigten Königreich eine Selbstverständlichkeit. Investoren treten regelmäßig in Dialog mit Unternehmen und diskutieren Fragen in Bezug auf die Unternehmensführung. Seit der Einführung des Stewardship Codes besteht die Pflicht für institutionelle Investoren mit den Unternehmen, in die sie investiert sind, Gespräche zu führen.

Zielsetzung des Dialogs ist die Verbesserung der Unternehmensführung sowie die Sicherstellung der Kontrolle des Unternehmens. Ebenso soll die Umsetzung der Unternehmensstrategie kritisch von den Investoren begleitet werden. Diese hat das Ziel, den Wert des Unternehmens langfristig zu erhöhen.

Auch in Deutschland spielen Stewardship und damit der Dialog zwischen börsennotierten Unternehmen sowie ihren Investoren eine immer größere Rolle. Der Austausch begrenzt sich nicht mehr lediglich auf Informationen zum dualistischen System in Deutschland. Für Investoren spielen heutzutage vor allem Gespräche über die langfristige Erfolgssicherung des Unternehmens eine bedeutende Rolle. Bei den Themen geht es daher beispielsweise auch um ökologische sowie soziale Fragestellungen als auch Corporate-Governance-Themen.

 

Vorteile für Unternehmen und Investoren

Institutionelle Unternehmen sehen den Dialog mit börsennotierten Unternehmen als eine Möglichkeit, dass die Unternehmen über ihre Aktivitäten Rechenschaft ablegen. Dies sollte jedoch nicht negativ gesehen werden. Investoren haben ein Interesse daran, dass das Unternehmen auf langfristige Sicht geführt und überwacht wird. Daher möchten sie in Austausch mit den Unternehmen sowie dem Aufsichtsrat treten. Denn der Aufsichtsrat wird von den Investoren auf der Hauptversammlung gewählt, um den Vorstand zu kontrollieren.

Der Dialog bietet außerdem die Möglichkeit, dass sich Unternehmen und Investoren über Themen wie Umwelt, Sozialbelange sowie Unternehmensführung austauschen können. Durch den Austausch können Investoren spezifische Kritik vorbringen oder aber auch Bedenken in Bezug auf die Unternehmensleitung äußern. Damit kann der Austausch dazu beitragen, dass Unternehmen langfristig erfolgreich sind. Investoren erfüllen ihre treuhänderischen Pflichten durch den Dialog, bei dem auch soziale und ökologische Themen diskutiert werden.

Für institutionelle Anleger mit langfristigen Auszahlungsverpflichtungen wie beispielsweise Pensionskassen stellt Stewardship ein Ansatz des Risikomanagements dar. Zudem ermöglicht der Dialog den Unternehmen, bei Investoren Verständnis für unternehmensspezifische Schwerpunktsetzung zu bekommen. Dies können beispielsweise die Auswirkungen des Klimawandels oder aber auch die Besetzung des Aufsichtsrates sein. Vor allem auch der Austausch über das dualistische System in Deutschland mit ausländischen Investoren kann Vorteile für beide Seiten nach sich ziehen.

 

Erfolgsfaktoren für Stewardship

Damit der Austausch mit den institutionellen Investoren für die Unternehmen erfolgreich ist, müssen die Gespräche detailliert vorbereitet werden. Neben relevanten Themen rund um Umwelt und soziale Themen werden auch die Unternehmensstrategie sowie das Geschäftsmodell diskutiert. Derzeit wird beim Geschäftsmodell vor allem die Disruption intensiv diskutiert. Durch die Digitalisierung werden jahrzehntelange Erfolgsmodelle von Unternehmen abrupt beendet, was als Disruption bezeichnet wird.

Als entscheidender Erfolgsfaktor für das Stewardship gilt auch das Auseinandersetzen mit dem dualistischen System, da dies vor allem ausländischen Investoren oftmals fremd ist. Damit der Austausch erfolgreich ist, bedarf es zudem entsprechender Sprachkenntnisse sowie vorhandener Kompetenzen beim Austausch mit unterschiedlichen Kulturen.

Ebenso wichtig ist der Austausch der Investoren mit dem Vorstand und Aufsichtsrat, da diese die Entscheidungsträger des Unternehmens sind. Nicht zu vernachlässigen ist allerdings auch der regelmäßige Dialog mit verschiedenen Abteilungen des Unternehmens wie beispielsweise Personal, Nachhaltigkeit als auch Kommunikation.

Die klare und transparente Kommunikation der Investoren bezüglich ihrer Erwartungen an das Unternehmen tragen ferner zu einem erfolgreichen Stewardship bei. Dies gilt vor allem auch für die Corporate Governance des Unternehmens, da diese den Gegebenheiten des Marktes in Deutschland angepasst werden muss.

Auch der Dialog auf der ordentlichen Hauptversammlung der Unternehmen wird immer intensiver geführt. Dies trägt zu einem erfolgreichen Stewardship bei, wenn sie auch nicht das einzige Mittel ist. Durch eigene Redebeiträge in der Hauptversammlung können institutionelle Investoren jedoch ihren Stewardship-Verpflichtungen nachkommen.

 

Zukünftige Entwicklung

Die Bedeutung des Stewardships in Deutschland wird in den nächsten Jahren zunehmen. Daher sollten sich börsennotierte Unternehmen darauf vorbereiten, zunehmend Anfragen für einen Dialog mit Investoren zu verschiedenen Themen des Unternehmens zu erhalten. Dabei werden einige spezifische Themen eine wichtige Rolle spielen.

Bisher gibt es noch keine festen Abläufe und Strukturen für die Durchführung von Dialogen mit Investoren. Dies ist sowohl für börsennotierte Unternehmen als auch institutionelle Investoren in Deutschland oftmals noch Neuland. Hier werden in den nächsten Jahren Strukturen geschaffen werden und einige Fragestellungen geklärt werden müssen. So muss beispielsweise geklärt werden, welche Themen im Dialog diskutiert werden sollen. Auch die Ebenen, auf denen der Dialog stattfinden soll, müssen festgelegt werden.

Beim Thema Corporate Governance gewinnt die Frage der Besetzung des Aufsichtsrates sowie die Vergütung des Vorstandes zunehmend an Bedeutung. Diese beiden Themenfelder werden daher auch bei der Stewardship eine bedeutende Rolle einnehmen. Der Aufsichtsrat wird von den Investoren gewählt und vertritt sie daher bei der Kontrolle des Vorstands des Unternehmens. Außerdem ist der Aufsichtsrat für die Bestellung als auch die Abberufung des Vorstands zuständig. Außerdem hat der Aufsichtsrat indirekt Einfluss auf die Unternehmenskultur durch die Entscheidung, welche Person in den Vorstand berufen wird.

Das Thema der Vorstandsvergütung wird derzeit sehr kontrovers diskutiert. Dabei geht es vor allem um die Ausgestaltung der Vergütungssysteme börsennotierter Unternehmen. Momentan sind die Vergütungssysteme bei einigen Unternehmen sehr komplex und daher besteht die Gefahr einer fehlenden Transparenz. Für Investoren ist es wichtig, dass das Vergütungssystem nicht nur einfach und transparent, sondern auch nachvollziehbar ist.

Ein weiteres wichtiges Themenfeld für den Investorendialog sind ökologische und soziale Belange. Dies betrifft nicht nur den Klimawandel, sondern auch die Achtung der Menschenrechte. Dabei sollen Konsequenzen aus dem Klimawandel auf das Geschäftsmodell des Unternehmens diskutiert und Möglichkeiten der langfristigen Erfolgssicherung des Unternehmens aufgezeigt werden. Die Zielsetzung ist dabei, durch den Dialog die Risiken durch den Klimawandel aufzuzeigen und den Auswirkungen auf das Geschäftsfeld des Unternehmens entgegenzuwirken. Bei der Achtung der Menschenrechte sollen auch Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei Unternehmen mit den Investoren besprochen werden.

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